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Thema des Tages von Heute den 13.05.2025 - (neu um 11 Uhr)
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Vor 10 Jahren: Zweiter Tornadoausbruch im "Unwetter-Mai" von 2015

Vor genau 10 Jahren kam es in Deutschland zum zweiten, folgenschweren Tornadoausbruch im Mai 2015. Wir blicken zurück.

Vergangene Woche wurde an dieser Stelle bereits über den Tornadoausbruch am 5. Mai 2015 im Nordosten Deutschlands berichtet, der sich in diesem Jahr zum zehnten Mal jährte. Diese Unwetterlage sollte aber erst der Startschuss eines denkwürdigen Unwetter-Monats sein. Nur eine Woche nach dem berüchtigten "Bützow-Tornado" kam es am 12. und 13. Mai 2015 zur nächsten, folgenschweren Unwetterlage. Schwere Gewitter brachten neben schweren Sturmböen, Starkniederschlägen und großem Hagel auch wieder mehrere, starke Tornados, die für Verwüstungen sorgten.

Wie schon bei der ersten Unwetterlage zu Beginn des Monats handelte es sich auch bei der zweiten am 12. und 13. Mai 2015 um eine hochenergiereiche und dynamische Gewitterlage. Den Gewittern stand nicht nur eine sehr warme, feuchte und instabile Luftmasse zur Verfügung, sondern auch viel Windscherung, also mit der Höhe rasch an Stärke gewinnende und in ihrer Richtung variierende Winde. Die DWD-Analyse vom 12. Mai (14 Uhr) verdeutlicht, wie Deutschland zwischen Tief BENEDIKT über dem Nordmeer und Hoch TINA über Südosteuropa in eine Südwestströmung gelangte, mit der feucht-warme Mittelmeerluft herangeführt werden konnte. Zugleich griff aber auch die Kaltfront von BENEDIKT über, die einen markanten Luftmassenwechsel von Nordwesten her einleitete. Unmittelbar vor der Kaltfront konnte sich in der warmen Luft eine sog. Konvergenzlinie ausbilden, also ein schmaler Bereich zusammenströmender und folglich zum Aufsteigen gezwungener Luft. Die Konvergenzlinie konnte somit als Trigger für die Gewitterentstehung fungieren. Es bildete sich eine markante, mehrere 100 Kilometer lange Gewitterlinie aus. Aufgrund der Windscherung konnten sich die Gewitter organisieren, was bedeutet, dass sie stärker und langlebiger wurden. Auch einige Superzellen, also stark rotierende Gewitterzellen, waren mit dabei. Diese brachten nicht nur großen Hagel bis 4 cm Durchmesser, sondern produzierten auch mindestens vier Tornados in Arfurt in Hessen, in Kirchgandern und Nohra in Thüringen sowie in Alten in Sachsen-Anhalt. Die Tornados wurden als IF0 bis IF1.5 mit Windgeschwindigkeiten von 90 bis 180 km/h klassifiziert.

Am 13. Mai flutete kühlere Meeresluft weite Teile Deutschlands, zudem brachte Hoch ULRIKE eine Wetterberuhigung. Im äußersten Süden allerdings hielt sich die feucht-warme und instabile Luft und wiederholt konnte sich auf der warmen Seite der Luftmassengrenze im Bereich einer Tiefdruckrinne eine Konvergenzlinie ausbilden. Zudem war die Windscherung noch etwas stärker und die Bedingungen für Superzellen und Tornados noch etwas günstiger als am Vortag. Besonders herausragend war eine Superzelle, die am Abend vom Elsass her nach Südwestdeutschland und u. a. auch über Freiburg im Breisgau zog. Dort richtete Hagel bis zu 5 cm Durchmesser größere Schäden an. Sich weiter über den Schwarzwald südostwärts verlagernd produzierte die Zelle noch mindestens zwei Tornados der Stärke IF2 bis IF2.5 (220 bis 250 km/h) bei Lenzkirch und Bonndorf. Ein weiteres System über Bayrisch Schwaben wurde eingangs der Nacht "tornadisch". Auf eine Strecke von 10 Kilometern zwischen Stettenhofen und Affing richtete der als IF3 (~290 km/h) eingestufte Tornado schwere Schäden an. Autos wurden versetzt, Wände und Mauern eingerissen und einige Gebäude unbewohnbar.

Den Betroffenen wird diese Unwetterlage sicher noch in Erinnerung sein, aber vielleicht auch dem ein oder anderen "Wetterbegeisterten" unter den Lesern. Allen anderen soll dieser Artikel vor Augen führen, welche Naturgewalten sich schon im Mai in Form von schweren Gewittern entfalten können.

Dipl.-Met. Adrian Leyser

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.05.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 
 
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Thema des Tages - Gestern
Thema des Tages von Gestern den 12.05.2025
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Was haben Eichenprozessionsspinner mit dem DWD zu tun?

Auf der Homepage des Deutschen Wetterdienstes gibt es nicht nur Informationen über Wetter und Klima, sondern auch eine Vielzahl abgeleiteter Indizes für verschiedene Nutzergruppen. Seit Anfang April 2025 befindet sich darunter auch eine Web-Applikation zum Gefährdungspotenzial durch den Eichenprozessionsspinner.

Eines der Kerngeschäfte des Deutschen Wetterdienstes ist die Warnung der Bevölkerung vor wetterbedingten Gefahren in Form von amtlichen Wetterwarnungen. Neben diesen Warnungen wird für die unterschiedlichsten Nutzergruppen eine Vielzahl an Indizes erstellt, von denen manche sicher bekannter sind als andere. So spielen insbesondere im Sommerhalbjahr der UV-Index und der Thermische Gefahrenindex eine wesentliche Rolle für die Allgemeinheit und sollen entsprechende Anpassungen im Umgang mit potenziell erhöhter und damit gefährlicher Sonnenstrahlung und Hitze ermöglichen. Bekannt ist vielleicht auch der sogenannte Waldbrandgefahrenindex, der das Waldbrandpotenzial beschreibt. Nicht zu verwechseln ist dieser mit der von Landesbehörden ausgerufenen Waldbrandstufe. Weitere Spezialinformationen, Portale und Indizes existieren unter anderem für die Energiewirtschaft, den Gesundheitssektor, die Luft- und Schifffahrt sowie den Katastrophenschutz. Eines der größeren Themenfelder betrifft die Land- und Forstwirtschaft. Für diese sogenannten agrarmeteorologischen Anwendungen werden zahlreiche, teils auch saisonal relevante Gefahrenhinweise veröffentlicht, z.B. der sogenannten Bodenfeuchtevieweroder Indizes zur Bodenfrost- oder Waldbrandgefahr, der Graslandfeuerindex oder auch eine Übersicht zur Gefahr von Hitzestress bei Geflügel für einige Tage im Voraus. In diesem Themenkomplex der land- und forstwirtschaftlichen Fachnutzer wird nun seit Anfang April 2025 auch ein Tool zum Thema Eichenprozessionsspinner veröffentlicht. Es beinhaltet die tagesaktuelle Abschätzung und die Prognose der Gefahren durch den Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea L.) sowohl für die Eichenvitalität als auch für die Gesundheit von Mensch und Tier. Die kostenfreie, öffentlich zugängliche Web-Applikation liefert flächendeckend Informationen zum Eichenaustrieb und zur Entwicklung des Eichenprozessionsspinners und unterstützt so das Monitoring für die Gefahrenabschätzung und die Planung von regulierenden Gegenmaßnahmen. Das von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) sowie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) gemeinsam entwickelte und vom Deutschen Wetterdienst (DWD) gehostete Online-Frühwarnsystem "PHENTHAUproc - Phänologiemodellierung von Thaumetopoea processionea" berechnet modellhaft anhand temperaturbasierter Verfahren tagesaktuell und mit einer Prognose bis sieben Tage im Voraus die phänologische Entwicklung des Eichenprozessionsspinners und seiner Wirtsbaumart, der Stieleiche (Quercus robur L.).

Anwendung kann das Tool sowohl im Pflanzenschutz als auch im Gesundheitsschutz für Mensch und Tier finden. Verfügbar ist eine Gefährdungskarte für ganz Deutschland in einer räumlichen Auflösung von 1x1 km-Pixel. Zusätzlich sind für jedes Pixel Detailinformationen abrufbar. Das kostenfreie Tool richtet sich an die Praxis in der Forstwirtschaft und Baumpflege, an Waldbesitzende, Behörden, Unternehmen, Freizeiteinrichtungen sowie an die allgemeine Öffentlichkeit. Die Modellierung der Larven- und Puppenentwicklung dient im Jahresverlauf zur Abschätzung von potenziellem Kahlfraß durch die Raupen und der steigenden Gesundheitsgefährdung durch die Brennhaare (Setae) der Larven und gibt somit Anhaltspunkte, wann zeitlich treffend präventive oder mechanische Regulierungsmaßnahmen sinnvoll einsetzbar sind.

Der Hintergrund bzw. die Notwendigkeit eines solchen Tools ergibt sich daraus, dass das Auftreten des Eichenprozessionsspinners in Mitteleuropa seit Anfang der 1990er Jahre stark zugenommen hat. Infolge der Klimaänderung gilt der Eichenprozessionsspinner im Wald sowie auf mit Eichen bewachsenen Grünflächen im ländlichen und urbanen Raum als Dauerschädling mit wechselnder Populationsdichte. Infolge von Massenvermehrungen des Eichenprozessionsspinners mit wiederholtem Kahlfraß durch die Raupen und anschließendem Befall der dadurch geschwächten Bäume mit Schadorganismen wie Prachtkäfer oder Hallimasch besteht die Gefahr, dass Eichen absterben. Die Brennhaare der Larven des Eichenprozessionsspinners bergen ernsthafte gesundheitliche Gefahren für Mensch und Tier. Sie können heftige Haut- und Atemwegsreizungen bis zum allergischen Schock verursachen.

Anhand der aktuellen Darstellung in der Fläche lässt sich erkennen, dass sich das Entwicklungsstadium innerhalb Deutschlands meist zwischen dem 1. und 3. Larvenstadium befindet. Schaut man neben der Flächendarstellung auf einen speziellen Ort, lassen sich anhand der dann abrufbaren grafischen und tabellarischen Darstellungen zusätzliche Informationen zu möglichen Regulierungsmöglichkeiten und zur Gesundheitsgefährdung durch die Brennhaare abrufen, die etwa im Übergang vom 2. zum 3. Larvenstadium einsetzt. Am aktuellen Beispiel ist dies vielerorts in Deutschland seit etwa Anfang Mai der Fall. Die höchste Gesundheitsgefahr durch die Brennhaare besteht im 6. Larvenstadium, kurz vor der Verpuppung.

Basis diese Tagesthemas sind Auszüge aus der Pressemitteilung des DWD "Eichenprozessionsspinner: Frühwarnsystem jetzt online" vom 03.04.2025.

Dipl.-Met. Sabine Krüger

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 12.05.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 
 
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