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Thema des Tages von Heute den 08.10.2024 - (neu um 11 Uhr)
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Hurrikans, tropische Stürme und extratropische Stürme

Ex-Hurrikan KIRK sorgt am Donnerstag für die erste Sturmlage des Herbstes in Deutschland. Doch worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen einem Hurrikan, einem tropischen und einem extratropischen Sturm?

Auf seinem Weg vom mittleren Atlantik nach Westeuropa entwickelte sich KIRK zunächst zu einem starken Hurrikan der Kategorie 4, bevor er sich auf seiner weiteren Reise in Richtung Westeuropa zu einem tropischen Sturm abschwächte. Nun hat sich KIRK in ein außertropisches Tiefdruckgebiet umgewandelt und beeinflusst Teile von West- und Mitteleuropa. Da stellt sich die Frage: Worin liegt der Unterschied zwischen diesen Stürmen?

Für die Entwicklung eines tropischen Sturms benötigt es eine kleine Störung in Form von einem Gewittercluster. In Westafrika entwickeln sich an African Easterly Waves häufig größere Gewittersysteme. Diese werden in Verbindung mit dem westafrikanischen Monsun nach Westen auf den Atlantik geführt. Dort können sich diese Systeme bei geeigneten atmosphärischen Umgebungsbedingungen weiter intensivieren und sich zu einem tropischen Sturm entwickeln. Förderlich dazu sind hohe Wassertemperaturen von über 26 Grad, eine geringe vertikale Windscherung, ein hoher Feuchtegehalt in den niedrigeren atmosphärischen Schichten und eine moderate Strömung in der mittleren Troposphäre. Vor allem am Anfang der Entwicklung reagiert der Sturm sensitiv auf diese atmosphärischen Umgebungsbedingungen.

Hat sich nun das diffuse chaotische Gewittersystem aufgrund von günstigen Umgebungsbedingungen besser organisiert und erreichen die Windgeschwindigkeiten mindestens 62 Kilometer pro Stunde spricht man von einem tropischen Sturm. Im Vergleich zum Hurrikan besitzt der tropische Sturm geringere Windgeschwindigkeiten und einen etwas anderen Aufbau. Während vor allem starke Hurrikans eine symmetrische Struktur mit einem klar definierten Auge und einer ausgeprägten Augenwand besitzen, ist bei einem tropischen Sturm dies nicht vorzufinden.

Verlagert sich jedoch ein Hurrikan in ein Gebiet mit ungünstigen Umgebungsbedingungen schwächt sich dieser in der Regel ab und kann sich zurückentwickeln zu einem tropischen Sturm. Dieses Schicksal erfuhr auch Hurrikan KIRK. Auf seinem Weg in den Nordatlantik schwächte er sich aufgrund deutlich geringeren Wassertemperaturen und erhöhter vertikaler Windscherung zu einem subtropischen Sturm ab. Im weiteren Verlauf wurde KIRK in die Westwindzone eingebunden. Dabei fand seine Umwandlung von einem subtropischen Sturm zu einem extratropischen Sturmtief statt. Im Gegensatz zu tropischen Stürmen beziehen extratropische Stürme ihren Hauptantrieb aus den Temperaturgegensätzen zwischen den polaren und mittleren Breiten. Da diese Temperaturgegensätze im Herbst und Winter stärker ausgeprägt sind, treten in dieser Jahreszeit auch häufiger starke Stürme auf. KIRK wurde als subtropischer Sturm in die Westwindzone eingebunden, interagierte mit einem Höhentrog und erfuhr darauf deshalb kurzzeitig auch eine leichte Intensivierung. Außerdem wurde er nach diesem Prozess, der im Fachjargon Extratropical Transition genannt wird, deutlich beschleunigt.

Extratropische Stürme sind nämlich in die Westwindzone eingelagert und werden vom Jetstream (Starkwindband in 8 bis 10 Kilometer Höhe) gesteuert. Deshalb ist im Gegensatz zu einem tropischen Sturm eine starke Windscherung bei extratropischen Stürmen vorhanden. Tropische Stürme oder auch ein Hurrikan besitzt seine höchsten Windgeschwindigkeiten unmittelbar oberhalb der atmosphärischen Grenzschicht, während extratropische Stürme durch eine starke Windzunahme mit der Höhe gekennzeichnet sind. Auch ihre Struktur beim Blick auf ein Satellitenbild unterscheidet sich deutlich von tropischen Stürmen. Während tropische Stürme schwächerer Intensität aus relativ chaotisch angeordneten Gewitterclustern bestehen, ist der Niederschlag bei extratropischen Tiefs an deren Frontensystemen gebunden. Dadurch ergibt sich ein größerer Niederschlagsbereich in Verbindung mit einer Warmfront und häufig ein schmales Niederschlagsband an der Kaltfront. Tropische Stürme sind dagegen charakterisiert durch einen warmen Kern und beziehen ihre Energie vom warmen Ozean. Frontensysteme besitzen sie nicht!

(Das Bild und die Links zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)

M.Sc.-Met. Nico Bauer

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.10.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 
 
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Thema des Tages - Gestern
Thema des Tages von Gestern den 07.10.2024
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Hurrikan - Triumvirat

Gleich drei Hurrikane tummeln sich aktuell über dem Atlantik. Das heutige Thema des Tages gibt ein Update über ihre potentielle Entwicklung.

Die Kolleginnen und Kollegen vom National Hurricane Center in Miami haben aktuell alle Hände voll zu tun. Mit KIRK, MILTON und LESLIE tummeln sich aktuell gleich drei Hurrikane über dem Nordatlantik und dem Golf von Mexiko.

Aktuell am weitesten von jeder Landmasse entfernt zieht KIRK über dem Nordatlantik allmählich nach Osten. Er wird zur Zeit zwar noch als Hurrikan geführt, seine recht weit nördlich gelegene Zugbahn führt ihn aber zunehmend über kühlere Meeresgebiete, so dass ihm die Energiezufuhr abhanden kommt. Somit nimmt er mehr und mehr die Form einer Zyklone der mittleren Breiten an. Schon heute Abend verliert er voraussichtlich seinen Hurrikan-Status, was nichts anderes bedeutet, als dass er keine Orkanböen mehr im Gepäck hat. Obendrein zeugen auch die Wolkenformationen auf seiner Nordseite schon von großräumiger Warmluftadvektion, wie sie für großräumige außertropische Systeme typisch ist.

KIRK steht in Deutschland aber nicht wegen seiner (ohnehin zeitlich limitierten) Eigenschaften als Hurrikan im Fokus, sondern mehr aufgrund der Tatsache, dass er als kräftiges Tiefdruckgebiet bis nach Mitteleuropa wandert. Zuerst soll er den Nordwesten der Iberischen Halbinsel streifen, danach über Frankreich und Deutschland hinweg bis zur westlichen Ostsee ziehen. Inzwischen rücken die Vorhersagemodelle bezüglich der voraussichtlichen Zugbahn von KIRK auch schon etwas mehr zusammen - Unsicherheiten bleiben aber auch weiterhin. Als grobe Marschrichtung ist angedacht, dass KIRK ausgangs der Nacht zum Donnerstag von Frankreich her auf den Südwesten (Saarland, Hunsrück, Pfalz) übergreift, um dann über Hessen und Ostwestfalen hinweg Mecklenburg anzusteuern, das am Abend erreicht werden soll.

Die möglichen Auswirkungen waren schon gestern hier ein Thema (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2024/10/6.html), und es bleibt dabei, dass im Tiefbereich und südlich bzw. südöstlich davon bis ins Flachland Sturmböen auf der Agenda stehen, exponierte Gipfel bringen es wohl auf die volle Orkanstärke. Dazu sind auch Schauer und teils kräftige Gewitter mit von der Partie. Die Gebiete der stärksten Böen sind aber nicht identisch mit den Gebieten der stärksten Regenfälle. Letztere befinden sich im Bereich des Tiefs sowie nördlich davon, was einer sich dort einstellenden Gegenstromlage (gegensätzliche Windrichtung bodennah und in der Höhe) geschuldet ist. KIRK wird danach in Skandinavien erwartet, immer noch als Sturmtief und immer noch mit reichlich Regen im Gepäck.

Von KIRK nun wieder zurück zu den anderen Hurrikan-Vertretern, von denen Leslie am wenigsten Sorgen bereitet. Er verlagert sich auf dem Atlantik nach Nordwesten, wobei er einen großen Respektabstand zu allen Küstenzonen hält. Luft- und Schifffahrt werden ihn in gebührendem Abstand passieren, so dass sein Gefährdungspotential überschaubar bleibt.

Anders sieht es bei MILTON aus. Aus dem südlichen Golf von Mexiko weisen ihm die Modelle zuerst den Weg nach Osten. Dabei passiert er ausgangs der kommenden Nacht und am morgigen Vormittag unserer Zeit die Nordküste der Halbinsel Yukatan. Laut der Kollegen und Kolleginnen der NOAA tut er dies als Hurrikan der Stufe 4 (nach der Saffir-Simpson-Skala; entspricht Windgeschwindigkeiten in der Spitze über 210 km/h). Andere Modelle erwarten ihn aber etwas schwächer.

Wie auch immer, von dort geht es unter Intensivierung weiter nach Nordosten, wo ihn einzelne Modelle sogar in die Kategorie 5 und damit in die höchste Kategorie einsortieren. Glücklicherweise soll er sich, bevor er an der Westküste Floridas auf Land trifft, schon wieder ein wenig abschwächen. Sein Zerstörungspotential dürfte aber immer noch enorm sein, und dies in einer Region, die erst vor kurzem von Hurrikan HELENE getroffen wurde.

(Die Bilder und Links zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)

Dipl.-Met. Martin Jonas

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 07.10.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 
 
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