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Thema des Tages von Heute den 25.03.2023 - (neu um 11 Uhr)
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IPCC-Bericht: Anleitung für eine lebenswerte Zukunft

Der Weltklimarat hat in dieser Woche einen zusammenfassenden Lagebericht zur globalen Erwärmung veröffentlicht. Was sind die Hauptaussagen?

Hunderte führende Wissenschaftler aus aller Welt haben über mehrere Jahre hinweg die Ergebnisse von zehntausenden, bereits begutachteten Studien gesichtet, diskutiert und bewertet. In drei Arbeitsgruppen des "Intergovernmental Panel on Climate Change" (IPCC), kurz Weltklimarat, arbeiten diese Wissenschaftler zusammen und kommen dabei aus verschiedenen Bereichen, wie z.B. Klima- und Meeresforschung, Statistik, Ökonomie und Gesundheit. Dabei fasst die 1. Arbeitsgruppe den wissenschaftlichen Kenntnisstand zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels zusammen. Die 2. Arbeitsgruppe schaut auf die Folgen der Erderwärmung und wie Natur und Gesellschaft sich anpassen können und die 3. Arbeitsgruppe zeigt, wie die Erderwärmung begrenzt werden kann. Die drei Arbeitsgruppen haben ihre Ergebnisse bereits im August 2021, sowie im Februar und April 2022 vorgestellt. Am Montag (20. März) erschien nun der Synthesebericht, also die Zusammenfassung der Teilberichte aus der sechsten Berichtsperiode ("AR6 Synthesis Report"). Ein Überblick über die wesentlichen Ergebnisse: - Die globale Durchschnittstemperatur hat bereits um etwa 1,1 °C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zugenommen. Dabei ist die Erwärmung nicht überall auf der Welt gleich - einige Regionen wie die Arktis und Afrika erwärmen sich schneller als andere. - Die zunehmende Erderwärmung führt zu stärkeren Hitzewellen, häufigeren und intensiveren extremen Wetterereignissen sowie zu einem Anstieg des Meeresspiegels und zunehmender Ozeanversauerung. - Diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, sind unverhältnismäßig stark betroffen: Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Regionen, die durch den Klimawandel besonders gefährdet sind, wie Afrika südlich der Sahara, Teile von Asien sowie Zentral- und Südamerika. Einige Gegenden werden irgendwann nahezu unbewohnbar sein - z.B. wegen Hitze und Trockenheit oder im Falle von Inseln und Küstenregionen durch Überflutungen (so wäre im Jahr 2060 mit +4 °C Erwärmung die halbe Erde nahezu unbewohnbar). Der Klimawandel führt also auch zu einer Verschärfung von bestehenden sozialen Ungleichheiten, Konflikten und Migration. - Den Klimawandel zu begrenzen ist möglich, erfordert aber eine sofortige und tiefgreifende Reduzierung der Treibhausgasemissionen in allen Sektoren und eine drastische Veränderung unserer Lebensweise. Mit den aktuellen Maßnahmen steuern wir auf eine Erwärmung von 3,2 °C im Jahr 2100 zu. Um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, muss die Weltgemeinschaft bis 2030 die Emissionen um die Hälfte senken und selbst für das 2-Grad-Ziel müssen die Emissionen global sehr schnell fallen. - Jedes zehntel Grad macht einen Unterschied: Mit jeder noch so kleinen Zunahme der globalen Erwärmung steigen die Risiken und die Auswirkungen von abrupten und irreversiblen Veränderungen im Klimasystem; einschließlich der Veränderungen, die durch das Erreichen von Kipppunkten ausgelöst werden. - Klimatische und nicht-klimatische Risiken werden sich zunehmend gegenseitig beeinflussen und zu kaskadenartigen Risiken führen, die komplexer und schwieriger zu beherrschen sind. (Beispiel: starke Hitze beeinträchtigt u.a. Schienen- und Straßenverkehr, was Lieferketten beeinflusst, was sich wiederum auf die wirtschaftliche Produktion und Verteilung von Gütern auswirkt. Gleichzeitig ist bei einer starken Hitzebelastung in manchen Berufen auch die Arbeitsproduktivität beeinträchtigt.) - Klimaschutz kostet, aber die Klimakrise kostet mehr: Der wirtschaftliche Nutzen bei Erreichen des 2-Grad-Ziels liegt in den meisten Studien höher als die Investitionen, die für Klimaschutz nötig sind (dabei sind noch nicht einmal die Schäden eingerechnet, die durch den Klimawandel verursacht werden). Allein die Vorteile für die menschliche Gesundheit durch saubere Luft könnten die Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen mindestens ausgleichen. Je wärmer die Welt allerdings wird, desto mühsamer und teurer wird es, sich anzupassen. - Viele der Lösungen sind bereits vorhanden (wie Sonne, Wind, Erhalt von Ökosystemen z.B. durch Aufforstung, etc.), bei denen wir gleich in mehrfacher Hinsicht profitieren würden: sie bieten gesundheitliche und ökonomische Vorteile (erneuerbare Energien sind sogar schon heute günstiger als Energien aus fossilen Brennstoffen), und könnten sogar zu mehr Gerechtigkeit beitragen und die Energieabhängigkeit von totalitären Staaten reduzieren. - Das Zeitfenster, in dem eine lebenswerte Zukunft für alle gesichert werden kann, schließt sich rapide. Die Auswirkungen für die nächsten Generationen hängen von unserem jetzigen Handeln und den Entscheidungen ab, die wir in diesem Jahrzehnt treffen. Vor dem Hintergrund des letzten Punktes rief auch UN-Generalsekretär António Guterres bei der Vorstellung des Berichts zum Handeln auf: "Die Klima-Zeitbombe tickt. Aber der heutige IPCC-Bericht ist ein Leitfaden zur Entschärfung der Klima-Zeitbombe. Er ist ein Überlebensleitfaden für die Menschheit."



Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 25.03.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 
 
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Thema des Tages - Gestern
Thema des Tages von Gestern den 24.03.2023
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Wenn unten nichts ankommt...

Der Blick auf das Radar verspricht Regen, aber der Blick aus dem Fenster zeigt trockene Verhältnisse - wie kann das sein?

Vergangenen Mittwochnachmittag: Papa holt den Sohnemann von der Kita ab. Jetzt noch schnell einen Abstecher auf den Spielplatz bevor es demnächst anfängt zu regnen. Das Radar zeigt nämlich ein von Westen auf Offenbach zuziehendes Regengebiet. Und wie sooft vergeht die Zeit dann doch schneller als man denkt und plötzlich fällt einem auf: Müsste es eigentlich nicht schon längst regnen? Schnell das Smartphone gezückt, WarnWetter-App geöffnet und tatsächlich! Mittlerweile hatte der Regen nicht nur Frankfurt, sondern auch Offenbach erreicht - zumindest laut Radar. Am Boden kam davon aber nichts an und auch der Blick gen Westen deutete nicht wirklich auf Regen hin. Die Wolken wirkten allerdings an ihrer Unterseite etwas verwaschen.

Am Tag darauf zeigte das Radar erneut ein Regengebiet, das das Rhein-Main-Gebiet erfasst hat. Dieses Mal kam aber auch etwas am Boden an, wie die Messungen einiger Wetterstationen belegen.

Was war denn da jetzt los? Radar kaputt? Nein, natürlich nicht. Sonst wäre der Text an dieser Stelle ja auch schon zu Ende. Den Grund dafür findet man, bei Betrachtung der vertikalen Schichtung der unteren Atmosphäre, genau genommen den Verlauf von Lufttemperatur und -feuchtigkeit mit der Höhe. Dafür nutzt man sogenannte Radiosonden. Bei einer Radiosonde handelt es sich um ein Gerät, das mit einem Sender und mehreren Messfühlern ausgestattetet ist. Angebunden an einen mit zumeist Heliumgas gefüllten Gummiballon, steigt die Radiosonde mit rund 300 Metern pro Minute in die Luft auf und misst dabei stetig Luftdruck, -feuchte und -temperatur sowie indirekt durch die Windverlagerung auch Geschwindigkeit und Richtung des Windes. Diese Daten werden über den Sender direkt an die Empfangsstation am Boden übermittelt. Kurz darauf stehen sie schließlich uns Meteorologen grafisch aufbereitet zur Verfügung und liefern zudem neben vielen weiteren Beobachtungsdaten die Basis für die Prognosen unserer Wettermodelle. Weitere Infos zu Radiosondenaufstiege finden Sie zum Beispiel auch im Thema des Tages vom 03.07.2020.

Schauen wir uns doch nun einmal den Radiosondenaufstieg am Beispiel von Idar-Oberstein von Mittwoch 19 Uhr an. Kurz zur Orientierung: Auf der linken Vertikalachse ist der Luftdruck in hPa und auf der Horizontalachse unten die Temperatur in Grad Celsius aufgetragen. Die Temperatur bleibt dabei entlang der roten Linien, die von unten nach schräg-rechts-oben verlaufen, konstant. Die Null-Grad-Linie ist blau eingefärbt. Den vertikalen Verlauf der Lufttemperatur stellt nun die durchgezogene schwarze Linie dar und der Taupunkt (Maß für die Luftfeuchtigkeit) wird durch die gestrichelte schwarze Linie repräsentiert. Liegen die beiden Linien, also Temperatur und Taupunkt, nah beieinander, ist die relative Luftfeuchtigkeit hoch, sind sie weit voneinander entfernt, ist sie niedrig.

Verfolgt man die beiden Linien des Aufstiegs von Mittwoch 19 Uhr in Idar-Oberstein von oben nach unten, stellt man fest, dass sie zunächst relativ nah beieinander liegen, die relative Luftfeuchtigkeit also recht hoch ist. Erst ab etwa 750 hPa beginnen sie stark auseinanderzugehen mit einem Maximalabstand bei etwa 800 hPa (grob 2 km Höhe). Hier ist die Luft also relativ trocken und das ist der entscheidende Punkt: Der Regen, der sich darüber entwickeln konnte, hatte es nicht durch diese trockene Schicht geschafft, sondern ist verdunstet und kam daher nicht am Boden an.

Durch die Verdunstung wurde diese trockene Luft aber allmählich angefeuchtet und ist einige Stunden später - wie man am Radiosondenaufstieg von Donnerstag 13 Uhr sieht - verschwunden. Die Temperatur- und Taupunktslinien verlaufen nun fast durchweg recht eng beieinander, wodurch es der Regen nun problemlos bis zum Boden schaffte - was er übrigens auch in den kommenden Tagen immer wieder tun wird.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 24.03.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 
 
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